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Fußball-Erscheinungsbilder: Der Hamburger SV gibt sich markenbewusst

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Der HSV legte seinen visuellen Auftritt in professionelle Hände – die von Mutabor aus Hamburg – jetzt müsste es nur noch mit dem Fußballspielen klappen.

Kreation_5W_Matrix_Typo_Branding_HSV

Grafik und Text: Fuenfwerken Design AG, www.fuenfwerken.com

Die von Mutabor 2011 auf den Weg gebrachte Markenidentität des Hamburger Sportvereins schafft  in vielen Medien eine visuelle Stringenz, die nur die wenigsten Bundesligavereine erreichen.

Im Mittelpunkt des stark typografisch geprägten Auftritts stehen die Exklusivschriften HSV Slab und HSV Sans, die auf der Soho und Soho Gothic des britischen Designers Seb Lester basieren. Im Gegensatz zur dezenten Corporate E der Schalker setzt der HSV auf eine kräftige Vertreterin der Slab-Serif-Schriften. Vor allem auf den Trikots hebt man sich mithilfe der serifenbetonten Schrift deutlich vom serifenlosen Einheitsbrei der Liga-Konkurrenz ab.

Im typografischen Konzept des HSV lässt sich ganz deutlich das Mitwirken einer Brandingagentur erkennen – ein sinnvoller Zusammenschluss, wenn vom Verein als Marke die Rede ist.


Mehr Erscheinungsbilder für Fußball-Vereine sehen Sie in PAGE 12.2015!


Was für eine schöne Sauklaue!

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Handschrift verschwindet nicht, sie zieht nur um. Von der analogen in die digitale Welt

Handschrift_Obrist

Der Schweizer Hans Ulrich Obrist ist Kodirektor der Serpentine Galleries in London. Auf Instagram dokumentiert der renommierte Kurator in einer Dauerausstellung Hand­schriften von Künstlern, Schriftstellern und Wissen­schaftlern. Wir sprachen mit ihm über sein Verhältnis zu Handgeschriebenem.

 

Handschrift_Obrist-by-Bruno-Zhu-2013

Täglich postet Hans Ulrich Obrist auf Instagram handschriftliche Sätze von Künstlern, Schriftstellern oder Wissenschaftlern – und rückt Handschrift so ins öffentliche Bewusstsein

 

 

 

 

 

 

 

Wenn Ihr E-Mail-Client Ihnen die Möglichkeit böte, E-Mails mittels Stift oder mit dem Finger zu schreiben, würden Sie das nutzen?

Hans Ulrich Obrist: Auf jeden Fall. Ich schreibe ohnehin öfter handschrift­liche E-Mails, das heißt, ich scanne meine handgeschriebenen Briefe und maile sie dann. Das mache ich eigentlich jeden Tag.

Ist das nicht wahnsinnig umständlich?

Ach, das geht schon, wenn es nicht zu lange Briefe sind. Wobei ich als Bewunderer von Robert Walsers Mikrogrammen oft auch mehr schreibe. Ich finde das sehr faszinierend. Wenn ich unterwegs bin – im Taxi, im Zug, in der U-Bahn oder im Flugzeug –, schrei­be ich Briefe und versuche auch bei längeren Texten alles auf eine A4-Seite zu bekommen, sodass es fast Walser-artige Mikrogramme werden, die von dem Empfänger möglicherweise eine gewisse Zeit des Dechiffrierens benötigen.

Sie tun ja einiges dafür, dass Handschrift nicht verschwindet.

Ich bin immer optimistisch und glaube, dass wir Dinge verändern können. Anstatt zu beklagen, dass sie verschwindet, versuche ich, Handschrift wieder in das öffentliche Bewusstsein zurückzuholen.

Zum Beispiel über Ihr Instagram-Projekt.

Als ich vor circa einem Jahr in Los Angeles den Künstler Ryan Trecartin in seinem Studio besuchte, regte dieser mich an, Instagram zu nutzen. Da kam mir die Idee, mithilfe dieses Social Networks, das ich vorher nicht verwendet hatte, Handschrift attraktiv und interessant zu machen. Zu zeigen, dass mit der Hand schreiben auch weiterhin eine Freude ist.
Es geht nicht darum, das Viktorianische Zeitalter mit idealistischen Schnörkelschriften zurückzubrin­gen oder wieder Schönschreibkurse einzuführen. Das ist nicht mein Projekt. Ich möchte Handschrift richtiggehend magnetisch machen und zeigen, was verloren ginge, wenn man sie nicht mehr nutzte. Deshalb poste ich jeden Tag auf Instagram oder Twitter einen handschriftlichen Satz von einem Künstler oder einer Künstlerin.

Wie reagieren die Künstler auf Ihre Frage nach einer Handschriftenprobe? Haben auch schon mal welche abgelehnt?

Nur ein Künstler, Tino Sehgal aus Berlin. Er schreibt nie mit der Hand, er signiert nicht, es gibt keine hand­schriftlichen Spuren von ihm. Es stünde also im Gegensatz zu seinem Werk, wenn auf einmal ein handschriftlicher Satz von ihm auftauchen würde. Oft entstehen die Proben spontan, manchmal will aber auch darüber nachgedacht werden, dann kommen sie später per E-Mail. Es ist ja schon ein sehr öffentliches Statement, was über Twitter und Instagram um die 50 000 Menschen erreicht. Mein erstes wirklich großes Online-Ausstellungsprojekt ist zugleich eine Bewegung. Ich möchte die Handschrift zurück­holen, und deshalb ist es mir auch ein Anliegen, dieses Projekt öffentlicher zu machen und über die Kunstwelt hinauszugehen.

Soll das Projekt in der Onlinewelt bleiben, oder wird es in ein Buch münden?

Ich möchte schon gerne ein Buch daraus machen. Handschrift hat immer auch etwas sehr Visuelles, es geht ja zum Beispiel auch um das Papier. Das kommt auf Instagram weniger zum Ausdruck, in einem Buch könnte man besser sehen, wie die Größe und Textur der beschriebenen Papiere variiert. Manchmal sind es Post-its – oder eine rausgerissene Seite aus einem Notizbuch oder ein Stück Zeitungspapier. Allerdings besteht bei einem Buch immer die Gefahr, dass man ein Projekt abschließt, und das will ich nicht, denn zurzeit ist es eine meiner Lieblingsaktivitäten.

Einige dieser Proben sind ja mehr gezeichnet als geschrieben, fällt das für Sie auch unter Handschrift?

Das gehört alles zusammen. Gerade die Doodles, die sich zwischen Schrift und Zeichnung einordnen lassen, sind für viele Menschen heute sehr wichtig. Man könnte sie als eine Art Mindmapping bezeichnen.

Sie selbst zeichnen, kritzeln und skizzieren ja auch wie besessen – sehr schön doku­men­tiert in dem Buch »Think Like Clouds«, das Ihre Notizen aus 22 Jahren zeigt. Sind diese hand­schriftlichen Notizen für Sie eine Art Denkhilfe?

Unbedingt. Ich führe sehr viele Gespräche, und das bedeutet für mich, sich auf den anderen einzulassen. Wenn ich im Laufe eines Gesprächs meine No­tizen ins iPhone tippen würde, wäre ich ja dauernd ab­gelenkt, käme vielleicht sogar in Versuchung, kurz meine E-Mails zu checken. Ich finde, in einem Gespräch sind ausschließlich handschriftliche Notizen angebracht. Dieses Auf­skizzieren ist ja keine Ablenkung vom Gespräch, im Gegenteil, es hilft beim Denken und Strukturieren.

Sollen Kinder in der Schule noch Handschrift lernen?

Ganz sicher muss Schreiben in der Schule unterrich­tet werden, das braucht ja auch eigentlich gar nicht so viel Zeit. Die Bildungsforscher Robert Abbott und Virginia Berninger haben in einer Studie an der University of Washington herausgefunden, dass sich die Lesekompetenz von Kin­dern automatisch erhöht, wenn man ihre handschriftliche Fähigkeit verbessert. Handschrift muss also unbedingt weiter gelehrt werden.

Welche Chancen hat Handschrift, im digitalen Zeitalter zu überleben?

Auf der diesjährigen Digital-Life-Design-Konferenz Ende Januar in München wurden ganz viele Tablets mit Stiften vorgestellt. Bei Steve Jobs haben sie ja nie eine Rolle gespielt, er wollte immer den holisti­schen Aspekt des iPhones betonen und nicht, dass da noch ein Stift drinsteckt. Aber jetzt kommt mit Tablet und Pen das Handschriftliche zurück. Es ist schon interessant, dass ein 76-jähriger Künstler wie David Hockney damit zeichnet und schreibt. Handschrift muss einen Ort in unserem Leben haben, ob sich dieser Ort in der analogen oder in der digitalen Welt befindet, spielt keine Rolle.
Auch entstehen durch die neuen Devices neue Formen von Texten. Twitter führt zu einer ganz anderen Art von Dichtung und Poesie, und das ist nicht nur negativ. Handschrift mag da ein bisschen wie ein Anachronismus erscheinen, aber sie ist ja nicht nur ein motorischer Prozess, sie hat auch viel mit Erinne­rung zu tun. So ist der Protest gegen das Verschwinden der Handschrift auch ein Protest gegen das Vergessen im Zeitalter des Informationsüberflusses.

Was fasziniert Sie an Handschrift am meisten?

Dass es nie zweimal dieselbe gibt. Ich hörte kürzlich einen Vortrag des israelischen Hirnforschers Adi Mizrahi, der sagte: »Unsere Herzen sind sehr ähnlich konstruiert, aber es gibt nicht zweimal ein ähnliches Gehirn.« Und weil der Link zwischen Hand und Hirn sehr relevant ist, Handschrift demnach quasi direkt aus dem Gehirn kommt, können auch zwei Handschriften nie gleich sein. Wenn Sie es nicht glauben, schauen Sie sich die Instagram-Ausstellung an, keine 2 der mittlerweile 500 Sätze sind identisch.

Handschrift_Abramovic
Handschrift_Holmqvist
Handschrift_Albert-Hofmann

Handgeschriebenes von Marina Abramović, Karl Holmqvist und Albert Hofmann auf http://instagram.com/


Mehr zum Thema »Handschriften« finden Sie hier.

Mehr zum Thema »Hand- und Schreibschriften« erfahren Sie in PAGE 01.2016 im PAGE-Shop!

Ist Handschrift ein Auslaufmodell?

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Sollen Kinder heute noch eine verbundene Schreibschrift lernen? Und wenn ja wo? In der Schule oder zu Hause?

 

Schreibschrift-Schriftmuster_neu

Im Jahr 2011 wollte der Grundschulverband die Schreibschrift abschaffen. Für PAGE Grund genug, einen Artikel dazu zu verfassen und Statements von Kreativen einzuholen – handschriftliche versteht sich!

An der Situation in den Schulen hat sich übrigens bis heute nicht viel verändert. Ein durchgängiges Konzept zum Schreiben lernen gibt es nach wie vor nicht, die von Susanne Dorendorff entwickelte KinderAusgangsSchrift konnte sich nicht durchsetzen. Spätestens ab Klasse 5 machen die Kinder was sie wollen – mein jüngster Sohn schreibt nur noch Druckschrift – und die Lehrer sind einfach nur froh, wenn sie das Geschriebene lesen können.

Schön finde ich das nicht.

Hier können Sie den gesamten Artikel als PDF downloaden.


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Digitaldruck bei Verpackungen ist im Aufwind: Das sind die Chancen für Kreative

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Wir sprachen mit Julian Joost über die Chan­cen, die Digitaldrucktechnik bietet, und warum das Start-up print­mate auch für Kreative interessant ist …

Digitaldruck, Julian Joost

 

In seiner Zeit als Verpackungsmanager bei Zalando lernte ­Julian Jost, dass das Auspacken der emotionalste Moment beim Onlineshopping ist.

Um möglichst vielen Kunden dabei ein schönes Erlebnis zu bescheren, gründete er im März 2015 das Start-up printmate in Ber­lin, damit jeder einfach seinen individuellen Karton gestalten und bestellen kann – auch in kleinen Mengen.

Wir sprachen mit ihm über die Chan­cen, die Digitaldrucktechnik bietet, und warum print­mate auch für Kreative interessant ist:

Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern individuell bedruckter Kartons?
Julian Jost: Bislang entstanden solche Verpackungen im Offset- oder Flexodruck. Die Fixkosten für Werkzeu­ge und Druckklischees lagen bei 3000 Euro aufwärts, die Mindestproduktionsmenge betrug 2000 Stück und die Lieferzeit gerne mal 12 Wochen und mehr. Bei uns gibt es keine Klischee- und Werkzeugkosten. Wir lassen bei Partnerunternehmen digital in CMYK und 600 dpi mit wasserbasierten Farben direkt auf Wellpappe drucken. Unsere Mindestbestellmenge beträgt 100 Stück und die Lieferzeit 4 Wochen. Wem 100 noch zu viel sind: Mo­mentan bieten wir zum Ausprobieren 20 individuell bedruckte Kartons für 20 Euro an.

Was für Kartons sind das und was kosten die?
Unsere Versandkartons inklusive Klebeverschluss und Öffnungshilfe gibt es in drei Größen, die Kosten liegen bei rund 2 Euro pro Stück inklusive Druck. Wir wollen das Sortiment deutlich ausbauen. Weinverpackun­gen sollen dazukommen und viele weitere Versandkar­ton­grö­ßen.

Aber Sie bleiben bei Kartons?
Nicht unbedingt. Wir sind mit zahlreichen Herstellern im Ge­spräch, zum Beispiel für bedruckte Versandtaschen, Klebeband oder Seidenpapier. Sogar Tierfuttersäcke wurden schon angefragt. Interessant sind alle Ar­ten von Verpackungen, bei denen die Produktionstechnik mit unserem Anspruch an Qualität, Lieferzeit und Preis mithalten kann.

Was macht printmate für Kreative interessant?
Vor allem die kleine Mindestauflage und fehlende Fixkosten. Etwa ein Drittel unserer Kunden sind Agentu­ren, denn auch die schicken ja gelegentlich Mailings raus oder entwickeln welche für ihre Kunden. Einmal wurde sogar ein Messestand aus unseren Boxen gebaut. Auch die Agentur monopage, mit der wir häufig zusammenarbeiten, war Kunde erster Stunde und freut sich sehr, für das Weihnachtsmailing dieses Jahr nicht mühsam Kartons stempeln zu müssen.

In welchem Format muss man die Daten anliefern?
Wir bieten einen klassischen PDF-Druckdaten-Upload inklusive 3D-Vorschau an. Außerdem haben wir ei­nen einfach zu bedienenden Editor entwickelt, der das Druck­bild in Echtzeit im Splitscreen in 3D darstellt. Der Editor soll Amateuren die Gestaltung erleichtern, aber die 3D-Vorschau hilft auch Profis dabei, das Druck­bild zu visualisieren und auf (Denk-)Fehler zu prüfen. So erspart man sich das Ausdrucken, Ausschneiden und Zusammenfalten und kann einen Screenshot der 3D-Vorschau für eine Präsentation nutzen.

»Auspacken ist ein sehr emotionaler Moment. Es ist schade, wenn man den verschenkt«

Macht die fortschreitende Digitaltechnik eine Firma wie printmate überhaupt erst möglich?
Auf jeden Fall. Die Verpackungsbranche hat die Digitalisierung bisher ein bisschen verschlafen, ist jetzt aufgewacht und konzentriert sich vor allem auf die Produk­tion. Mit der ganzen Auftragsgenerierung, -abwicklung und so weiter ist sie bei kleinen Mengen aber meist über­for­dert. Viele arbeiten noch mit Excel-Tabellen und schi­cken ihre Angebote per Fax raus. Diese Lücke nutzen wir, indem wir uns um diese Dinge kümmern. Auch hat sich die digitale Produktionstechnik in der letzten Zeit enorm verbessert – nicht nur qualitativ, auch hinsichtlich der Geschwindigkeit. Printmate wäre 2014 noch gar nicht möglich gewesen, weil unsere Produkte das Dreifache gekostet hätten.

Lassen sich auf Ihren Kartons auch Sonderfarben und Veredelungen realisieren?
Im Moment leider noch nicht. Wir batchen, das heißt, wir produzieren gleichartige Bestellungen als Großauf­trag. Dies geht allerdings nur, wenn alle Eigenschaf­ten außer dem Druckbild identisch sind, zum Beispiel Material und Konstruktion. Wir prüfen aktuell, ob sich eine digitale Lackierung in unseren Produktionsprozess integrieren lässt. Dieses Projekt steht aber noch am Anfang.

Wie weit gehen die Individualisierungsmöglichkeiten?
Neben unserem Standardsortiment fertigen wir bei Ver­packungen aus Wellpappe auch klassische Individualaufträge. Hier ist ab einer Auflage von 2000 Stück alles möglich, was der Kunde möchte und bezahlen kann. Bei exklusiven, hochwertigen Verpackungen, etwa mit Mag­netverschluss, besonderen Papieren oder Drucktechni­ken greifen wir auf unsere Partnerfirma cr8packaging (  http://cr8packaging.com  ) zurück.

Kann ich dann auch jeden meiner 2000 Kartons individuell bedrucken lassen, zum Beispiel mit dem Namen des Empfängers?
Noch nicht, aber Seriendruck ist super interessant. Ich stelle es mir großartig vor, ein Paket zu bekommen, das mit einer persönlichen Anrede, in meinem Design oder auch mit einem personalisierten Gutscheincode bedruckt ist. Wir hoffen, Ende 2016 so weit zu sein.


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Digitaldruck bei Verpackungen ist im Aufwind! Lesen Sie mehr zum Thema in PAGE 01.2016! Dort zeigen spannende Möglichkeiten für die Individualisierung.

Kreative Berufe: Was genau macht ein Kommunikationsdesigner?

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Kommunikationsdesignern stehen nach ihrer Ausbildung viele Fachrichtungen offen. Hier geht es um die Tätigkeit in einer Designagentur und welcher Ausbildungsweg ideal ist …

Kreative Berufe, Kommunikationsdesign

Ohne Umweg verlief bislang die be­rufliche Laufbahn von Mursal Nasr: Sie studierte Kommunikationsdesign an der Fachhochschu­le Münster und schloss dieses 2011 mit ei­nem Bachelor of Arts ab. Es gab dort zwar auch ein Masterstudienangebot, aber sie woll­te lieber gleich praktische Erfahrungen sammeln.

So bewarb sie sich für ein Praktikum bei Strichpunkt, da sie die Arbeiten der Agen­tur ebenso mochte wie den Vortrag, den Jochen Rädeker an der Fachhochschule Münster gehalten hatte.

Sie bekam keinen Praktikumsplatz, sondern eine Traineestelle und nach einem halben Jahr bot man ihr eine Festanstellung als Designerin an. Kürz­lich kam dann der nächste Karriereschritt: Seit April ist die sympathi­sche Westfälin mit Wurzeln im afghanischen Kabul Artdirektorin bei Strichpunkt in Berlin.

Wir sprachen mit ihr über Durchhaltevermögen, Stressresistenz und die Faszination von Geschäftsberichten.


Berufsbezeichnungen Kommunikationsdesigner, Grafikdesigner, Designer
Ausbildung Studium Kommunikationsdesign oder Ausbildung zum Mediengestalter
Verdienst (Brutto) Laut Honorar- und Gehaltsreport 2014 von BDG et al. durchschnittlich 2800 Euro monatlich (Festanstellung); mit zunehmender Berufserfahrung und Verantwortung bis zu etwa 7000 Euro


Begegnet man der Jobbezeichnung Artdirektor nicht eher in Werbeagenturen?
Mursal Nasr: Das hat weniger mit Werbung oder Design, sondern mehr mit der Größe einer Agentur zu tun. Viele kleinere Designbüros brauchen diese Hierarchie nicht. Strichpunkt Berlin ist in den letzten Jahren von 3 auf etwa 20 Leute gewachsen. Da macht es Sinn, diese Zwischenebenen einzuführen, auch um den Kreativdirektor zu entlasten.

Wie viele Kreativ- und Artdirektoren gibt es?
Wir haben einen Kreativdirektor und momentan drei Artdirektoren, zwei davon sind Senior Artdirectors. Was ich gestalte, zeige ich Tobias Nusser, dem Kreativdirektor, der bei allen Projekten eine kurze Qualitäts­kontrolle macht und weiterhilft, wenn man mal fest­steckt. Schön finde ich, dass es bei uns keine festen Teams gibt, sondern jeder mal mit jedem arbei­tet.

»Schön finde ich, dass es bei uns keine festen Teams gibt, sondern jeder mal mit jedem arbei­tet«

Was gehört alles zu Ihrem Job?
Ich leite Projekte an und begleite sie, gebe den Designern Feedback und gestalte natürlich auch selbst. Vor allem Geschäfts- und Nachhaltigkeitsberichte oder Kundenmagazine. Dann entwickle ich Ideen, für Projekte allgemein, aber auch für konkrete Aufgabenstellungen, wie zum Beispiel das Vorstands­shooting für einen Geschäftsbericht aussehen könn­te. Außerdem suche ich passende Illustratoren oder Fotografen und bin inzwischen auch häufiger bei Kundengesprächen dabei.

Wie sieht ein typischer Tag aus oder gibt es den gar nicht?
Eigentlich ist jeder anders. Manchmal gestaltet man still vor sich hin, es gibt aber auch Tage, an denen man viel in Meetings oder Kundengesprächen sitzt. Gelegentlich kommt es auch vor, dass man mit zum Shoo­ting geht oder in einen Buchladen, um sich Inspirationen zu holen. Das sind immer willkomme­ne Abwechslungen.

Welche Voraussetzungen braucht man als Artdirektor in einer Designagentur, und hat das Studium Sie darauf vorbereitet?
Ganz wichtig sind Abstraktions-, Einfühlungs- und Durchhaltevermögen, Stressresistenz, Fantasie sowie die Fähigkeit, Ideen die man im Kopf hat, umzu­setzen. Unbedingt braucht man zudem viel Spaß an der Sache. Das Studium hat mir viel mitgegeben, auch wenn dort eher Experimentieren im Vordergrund stand. Und man hatte unglaublich viel Zeit für alles. Das ist nicht realitätsnah. Sehr geholfen hat mir, dass ich im Studium schon die Program­me der Crea­tive Suite genutzt habe. Daran hat sich im Job nicht viel verändert. Ich arbeite mit den gleichen Werk­zeu­gen wie im Studium, nur mehr und vor al­lem schneller.

Müssen Sie auch programmieren können?
Ich arbeite eher an printlastigen Projekten. Natürlich gibt es eine Schnittmenge mit unseren Codern, wenn wir zusammen an New-Media-Jobs arbeiten, aber ich könnte auf keinen Fall programmieren. Das ist dann doch eine ganz andere Welt. Allerdings habe ich mich schon vor dem Studium damit auseinandergesetzt, wie eine einfache HTML-Website aufgebaut ist. Das hilft ein wenig bei der Verständigung. Ich bin aber definitiv ein Printmensch.

»Ich arbeite mit den gleichen Werk­zeu­gen wie im Studium, nur mehr und vor al­lem schneller«

War es Ihnen demnach immer klar, dass Sie zu einer Designagentur wollen? Oder hätten es auch Scholz & Friends oder Heimat werden können?
Ich hätte mich niemals bei einer Werbeagentur beworben, Werbung ist nicht mein Ding. Mir war schon zu Beginn des Studiums klar: Ich möchte in einem Designbüro arbeiten, das nicht zu groß ist und dessen Arbeiten mir gefallen.

Klingt als wären Sie rundum zufrieden. Sind trotzdem noch berufliche Wünsche offen?
Ich hätte Lust, irgendwann einmal ein Buch zu realisieren. Ein Sachbuch, denn Erklären und Verständlichmachen fand ich schon immer interessant. Das Thema wäre mir dabei völlig egal. Andererseits finde ich auch Bewegtbild sehr spannend.

Was fasziniert Sie an Ihrem Job am meisten?
Dass man kleine, ja sogar eher langweilige Themen für Leute, die sich damit noch nie beschäftigt haben, spannend gestalten kann. Das ist dann vielleicht doch eine Parallele zur Werbung. Früher fand ich zum Bei­spiel Geschäftsberichte langweilig und uninteressant. Seit ich mich damit beschäftige und sehe, was alles möglich ist – Strichpunkt macht auf diesem Gebiet sehr viel und sehr schöne Arbeiten – hat sich meine Meinung geändert.

Geschäftsberichte sind jetzt Ihr Steckenpferd?
So würde ich es nicht sagen, aber ich bin auf jeden Fall gerne dabei, wenn einer ansteht.

Die Kreativbranche ist ja dafür bekannt, dass sie jede Menge Überstunden erwartet. Wie sieht das bei Ihnen aus?
Wie arbeiten offiziell von 9:00 bis 18:00 Uhr. Klar, wenn die Geschäftsberichtssaison anfängt, gibt es auch längere Tage, aber das kommt nicht zu oft vor. Jeder, der sich für diesen Beruf entscheidet, weiß, dass diese Situationen eintreten können. Aber meine Überstunden halten sich in Grenzen.

Würden Sie Ihrer besten Freundin raten, Grafikdesignerin zu werden?
Wenn sie das wirklich will, auf jeden Fall. Es ist ein toller Beruf, aber man muss schon dafür brennen. Und sich nicht scheuen auch kleine, vielleicht langweilig aussehende Projekte anzugehen.


Ausbildung zum Kommunikationsdesigner

Grundsätzlich kann man sich für ein Kommunikationsdesignstudium an einer (Fach-)Hochschule oder eine Ausbildung zum Mediendesigner entscheiden. Die Wahl der Hochschule sollte nicht nur nach ihrer geografischen Lage erfolgen, sondern auch nach ihren inhaltlichen Schwerpunkten. Manche Ausbildungsstätten haben einen eher künst­lerischen Fokus, bei anderen ist das Erlernen von Programmierkenntnissen Teil des Curriculums.

Für die Bewerbung in einer Designagentur reicht in der Regel ein Bachelorabschluss – und natürlich eine tolle Mappe. Wer ein Fach­gebiet vertiefen möchte, für den bietet sich das Masterstudium an. Im Falle von Typografie beispielsweise die renommierten Kurse in Reading und Den Haag. Hochschulen, die ihren Schwerpunkt eher im Bereich Design als in der Werbung haben, sind unter anderem:

Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Bachelorstudiengang Kommunikationsdesign, Masterstudiengang zu verschiedenen Designdisziplinen
Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main. Diplomstudium Visuelle Kommunikation
Universität der Künste Berlin. Bachelor- und Masterstudiengang Visuelle Kommunikation
Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Diplomstudiengang Kommunikationsdesign


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Kreative Berufe: Jobprofile und Gehälter

Freie Typen: Diese unabhängige Type Foundry überzeugt!

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Allen Monopolisierungstendenzen im Schriftenmarkt zum Trotz: Es gibt noch eigenständige Foundrys mit dem gewissen Etwas. Wie zum Beispiel Letters from Sweden aus Stockholm.

GoeranIvar

Als ich Göran Söderström (auf dem Bild mit Sohn Ivar) das erste Mal traf, war er angestellter Grafiker in einer Stockholmer De­signagentur. Eher selten gab es dort typografische Jobs, aber wenn, dann landeten sie in der Regel bei ihm. Später am Abend, nach ein paar Bier, fand ich heraus, wofür er wirklich brannte: Schrift in all ihren Facetten.

Anderthalb Jahre später, im November 2011, gründete Göran Söderström seine Foundry Letters from Sweden. Der erste Retailfont Siri war nach seiner im Februar geborenen Tochter benannt. Seinen festen Job behielt er vorerst, etwas Sicherheit für die kleine Familie war ihm wichtig.

Im Februar 2014 aber kündigte er – an diese Tage erinnert er sich ganz genau: »Es war eine verrückte Zeit, alles passierte auf einmal: Ich hatte kaum gekün­digt, da wurde mein Sohn Ivar geboren. Nie werde ich den Moment im Krankenhaus vergessen, Ivar auf mei­ner Brust, 15 Minuten alt, als ich die Nach­richt be­kam, dass mein Freund Peter Bruhn gestorben war.« Eine Koinzidenz, die ihn heute noch sehr bewegt.

Die anfängliche Nervosität, die Familie nun ausschließlich mit dem Zeichnen von Schriften zu ernäh­ren, legte sich bald, das Geschäft brummte.

»Ich war ja kein kompletter Neuling und hatte mir in den Jahren vorher schon viele Kontakte aufgebaut«

versucht er seinen Erfolg zu erklären. Nicht ein einziges Mal war er gezwungen, Akquise zu betreiben, im Gegen­teil: gelegentlich musste er Jobs absagen.

»Das war ein Segen. So konnte ich mich auf die Ge­stal­tung konzentrieren und darauf, die Website aktu­ell zu halten und die Social-Media-Kanäle zu bespie­len.«

Schwerpunkt Custom Fonts

Es folgten acht Retail-Font-Familien, von denen die serifenlose, charakterstarke Trim der absolute Bestseller ist sowie zahlreiche Custom Fonts zum Beispiel für den Sender Tele2, die Zeitung »Expressen«, Volvo, das Modehaus Acne Studios oder den Medienkonzern MTG. Auf einen persönlichen Stil oder spe­ziellen Designansatz verschwendet Göran Söderström keine Gedanken: »Ich lebe in einer Symbiose mit der Schrift, die ich gerade zeichne, manchmal sa­gen die Buchstaben, was ich tun soll, und dann folge ich einfach.«
Dieses absolute Fehlen von Eitelkeit, gepaart mit seiner direkten Art und viel Humor, machen es dem 41-Jährigen leicht, mit Kunden und anderen Kreativen zusammenzuarbeiten.

Im Moment liegt das Verhältnis von Retail- zu Cus­tom Fonts etwa bei 30 zu 70. Der Designer hätte gerne etwas mehr Zeit, die vielen Typen weiterzuentwi­ckeln, die sich in unterschiedlichsten Entwurfsstadi­en befinden. »Auf der anderen Seite ist es großartig, mit verschiedenen Designern und Artdirekto­ren an Kundenjobs zu arbeiten. Ich mag den Speed in solchen Projekten, die klaren Deadlines und die Tatsache, dass jemand sehnsüchtig darauf wartet, dass die Schrift fertig wird.«


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Im Sommer 2014 bezog Letters from Sweden ein neues Büro in Björkhagen, einem Stadtteil im Süden Stockholms. Zeitgleich bekam Göran Söderström Unterstützung: Erik Moberg, ein junger Typedesigner, der seine Ansichten zu Qualität und Authentizität teilt. »Es ist cool, ab und an mit Erik gemeinsam an Projekten zu arbeiten, trotzdem will ich Letters from Sweden klein und fokussiert halten. Wenn ich mich vergrößern wollte, würde ich eher jemand für die Administration dazuholen – manchmal habe ich das Gefühl, ein großer Teil meiner Arbeit besteht im Beantworten von E-Mails!«

Der Erfolg von Letters of Sweden ist umso bemer­kenswerter, als Göran Söderström keine formale De­sign- oder Typoausbildung hat, er ist Autodidakt.

»Ich glaube, der Erfolg kommt, wenn man etwas, das man wirklich, wirklich liebt, wieder und wieder tut – und eine Menge Zeit darauf verwendet«

Schön, dass er sich nicht für eine Karriere als Musiker entschieden hat, wie es auch mal zur Diskussion stand.

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Die eckige Trim ist der Bestseller von Letters from Sweden

 

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Ab und an begeben sich Göran Söderström und Erik Moberg in dem Wald vor ihrem Büro auf Formensuche

 


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Die Welt von Fontfabric – Klar und Geometrisch

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Fontfabric – das klingt nach einem großen Distributor mit zahlreichen Mitarbeitern. Weit gefehlt …

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Zufälle gibt es nicht. Da ist sich Svet Simov sicher. Der gläubige Typedesigner aus Bulgariens Hauptstadt bedankt sich bei Gott, dass dieser ihm rechtzeitig die Augen geöffnet habe. So sei er in der Lage gewesen, sein gottgegebenes Talent zu erkennen. Ich persönlich würde ja eher sagen, dass der Erfolg von Fontfabric auf Svet Simovs eisernem Willen, gro­ßem Können und einem Hang zum Workaholismus beruht. Aber wie auch immer. Seit er Ende 2008 die Foun­dry gründete, gehören seine Fonts immer wieder zu den MyFonts-Bestsellern. Vor allem das Schrift­sys­tem Nexa ist bis heute ein Riesenerfolg. Neben der serifenlosen Nexa gibt es noch die Varian­ten Slab, Serif und Rust.

Fontfabric, das klingt nach einem großen Distributor mit zahlreichen Mitarbeitern. Weit gefehlt, die Foun­dry ist weitestgehend eine One-Man-Show. Anfangs fanden sich im Portfolio überwiegend klare, geome­trische Schriften, schließlich ist der 31-Jährige ein großer Bewunderer klassischer Schriften aus den 1960er und 1970er Jahren. Inzwischen bietet er aber auch viele andere Typen an. Display- sowie jede Men­ge Script-Fonts – auch bei Fontfabric gilt das Gesetz von Angebot und Nachfrage.

»Ich ha­be mich bewusst für ein breiteres Spektrum entschieden«,

erzählt der Vater einer kleinen Tochter, die auch schon fleißig Buchstaben zeichnet.

»Nach und nach nahmen wir außerdem Schriften anderer Typedesigner ins Programm, die alle ihre eigene Far­be zum Regenbogen beisteuern.«

Wenn Svet Simov von »wir« spricht, dann meint er damit hauptsächlich Radomir Tinkov, der ihn ins­besondere bei der Gestaltung des schön gestalteten Newsletters und der aufwendigen Schriftmuster un­terstützt.

Unter den momentan 116 Schriften, die Fontfabric anbietet – 52 von Svet Simov selbst –, finden sich jede Menge hochwertige Free-Fonts. So liegen eine Reihe der kostenlosen Fontfabric-Fonts auch in Kyrillisch vor, haben außerdem alle notwenigen Ak­zente für Tschechisch, Polnisch oder Bulgarisch. Na­türlich ist Svet Simov ein großzügiger Mensch, er hat allerdings auch beobachtet, dass die Popularität der freien Fonts zu einem Anstieg der Verkäufe führt.

Svet Simovs Lieblingsschrift ist dann doch wieder eine Geometrische: Intro, eine große Familie, zu der es inzwischen eine Condensed- und eine Rust-Variante gibt. Auch hier sind einige Fonts kostenlos zu haben, ein weiterer Ausbau ist nicht ausgeschlossen. Zunächst aber steht ein Riesenprojekt an: Die komplett neue Gestaltung der Webseite mit noch mehr trendigen und traditionellen Schriften.

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Die große Schriftfamilie Intro ist Svet Simovs Liebling. Kein Wunder, er ist ein Fan klassischer Serifenloser.

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Jobprofil: Kommunikationsdesigner in der Werbeagentur

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Kommunikationsdesignern stehen nach ihrer Ausbildung viele Richtungen 
offen. Während es im ersten Teil um die Tätigkeit in einer Designagentur ging, beleuchten wir nun die Arbeit in einer Werbeagentur.

Kreative Berufe, Kommunikationsdesign, Jobprofil

Martin Strobel hat sich bewusst für ein Studium an der FH Vorarlberg im österreichischen Dornbirn ent­schieden. Denn dort gibt es den Stu­diengang InterMedia, der vergleichbar mit ei­nem deutschen Kommunikationsdesignstudium ist, aber eine Menge verschiedene Disziplinen abdeckt.

Dort konnte er von Typografie und Plakatgestaltung über Bewegtbild bis zum Screendesign alles auspro­bieren. Nach seinem Bachelor wollte Martin Stro­bel eine Richtung vertiefen, deshalb schloss er ein Mas­ter­stu­dium mit Schwerpunkt Branding und Com­mu­ni­ca­tion, ebenfalls an der FH Vorarlberg, an.

Nach die­sen zwei Jahren wusste er: Seine Stärken liegen in der Mar­ken- und Kampagnenentwicklung. Seit Ja­nuar 2014 arbeitet er bei Kolle Rebbe in Hamburg. Wir sprachen mit Martin Strobel über Zielstrebigkeit, das weiße Blatt und den Super Bowl.


Berufsbezeichnung Kommunikationsdesigner, Grafikdesigner, Designer
Ausbildung Kommunikationsdesignstudium oder Ausbildung zum Mediengestalter
Verdienst (Brutto) Einstiegsgehalt von etwa 26 000 Euro im Jahr bis zu 85 000 Euro Jahresgehalt als Kreativdirektor


Wie kommt man von Österreich an die Elbe?
Martin Strobel: Für meine Masterarbeit »Die gute Idee« habe ich einige Kreative aus unterschiedli­chen Bereichen interviewt, unter anderem Stefan Kolle. Als ich ihm ein Belegexemplar schickte, sagte er, falls ich einen Job benötige, sollte ich mal in Hamburg vorbeikommen. Also bin ich vorbeigekommen und geblieben. Zunächst als Grafiker, seit einiger Zeit als Artdirektor.

Mursal Nasr, unsere Designerin vom letzten Mal, nannte als Voraussetzungen für den Job in einer Designagentur Abstraktions-, Einfühlungs- und Durchhaltevermögen, dazu Stress­resistenz, Fantasie sowie die Fähigkeit, Ideen, die man im Kopf hat, umzusetzen. Gilt das auch für die Arbeit in einer Werbeagentur?
Ja, allerdings würde ich noch einen gewissen Ehrgeiz und Zielstrebigkeit hinzufügen, um immer das best­mögliche Ergebnis zu errreichen. Tatsächlich habe ich mir diese Eigenschaften im Studium angeeignet. Mein Professor hat uns während des Semesters oft sehr kritisches Feedback gegeben, was einen im ers­ten Moment entmutigte. Aber am Ende des Semes­ters hatte man dann ein tolles Ergebnis vor sich liegen. Er wollte immer die letzten Prozente aus einem herausholen, damit das Projekt noch besser wird.

Was gehört zu Ihrem Job?
Ich arbeite hauptsächlich an umfangreichen Kampagnen für Netflix. Das ist sehr vielseitig, weil verschiedene Disziplinen gefragt sind. Zunächst geht es darum, eine Idee für die Kampagne zu finden. Dann überlegen wir, in welchen Medien sie wie gespielt wer­den soll. Anschließend geht es an die Umsetzung für die einzelnen Kanäle. Zum Beispiel gestalte ich Plakate und Onlinebanner, bin aber auch bei der Ent­wicklung der Trailer dabei. Am Anfang waren meine Tätigkeiten mehr ausführend, inzwischen habe ich deutlich mehr Verantwortung. Ich muss mich etwa für den Trailer mit dem Schnitt abstimmen oder mit dem Programmierer die Animation festlegen.

Sie müssen also von verschiedenen Disziplinen ein bisschen Ahnung haben.
Gute Kenntnisse in den klassischen Programmen Photoshop, InDesign oder Illustrator sollte man natürlich haben, aber das lernt man ja im Studium. Da­rüber hinaus ist es hilfreich, in die verschiedenen Dis­ziplinen hineingeschnuppert zu haben. Und dann lernt man im Agenturalltag jeden Tag Neues dazu.

Ist es üblich, sich hauptsächlich um einen Kunden zu kümmern?
Ich arbeite auch für andere Kunden, aber Netflix hat momentan so einen Speed und so eine Workload, das hält uns alle ganz schön unter Strom.

Bevorzugen Sie als Medium Print oder Online?
Im Studium stand Print im Vordergrund, das ist also meine alte Liebe. Für Netflix arbeite ich in beiden Me­dien, und es macht beides sehr viel Spaß. Auf jeden Fall ist Print eine gute Basis für Online.

Worin liegt die Faszination Ihres Jobs?
Das Faszinierende ist zugleich die große Herausforderung. Dass man fast jedes Mal wieder bei null anfängt, von einem weißen Blatt ausgeht, und dann am Ende ein riesiges, sichtbares Ergebnis hat.

Ängstigt Sie das weiße Blatt Papier auch mal?
Klar, einen ganz kurzen Moment. Aber wenn man anschließend anfängt, über die Aufgabe nachzuden­ken, kommen die Ideen, und man sitzt ja auch nicht alleine davor.

Könnten Sie sich vorstellen, auch noch mal in einem anderen Bereich zu arbeiten?
Aktuell habe ich Lust auf das, was ich mache, und da bin ich noch lange nicht am Ende angekommen. Irgendwann in der Zukunft könnten auch andere kreative Bereiche interessant sein. Eine Option wäre auf jeden Fall, eines Tages als Dozent mein Wissen an Studenten weiterzugeben.

Werbung hat ja immer noch ein schillerndes Image. Was ist dran?
Zunächst mal ist es einfach ein Job wie jeder andere. Man geht in die Agentur, verdient sein Geld und muss für den Kunden arbeiten. Auf der anderen Seite ist es natürlich großartig, wenn man sich für tolle Kunden coole Sa­chen ausdenken, im Kopf ein bisschen herumspinnen kann. Und am Ende kommt dann etwas heraus, über das bestenfalls jemand draußen auf der Straße oder auf der Couch zu Hause sagt: »Wow, das ist cool.«

Sind das die besten Augenblicke, wenn Sie die fertigen Kampagnen auf der Straße im Fernsehen oder im Web sehen?
Es sind schon schöne Momente, wenn ich auf dem Weg zur U-Bahn-Station die Plakate oder zu Hause beim Fernsehgucken den Trailer sehe, an dem ich kurz vorher noch gearbeitet habe. Mindestens genauso schön ist es, wenn ich beim Ausdenken einer Kampagnenidee eine Erleuchtung habe.

Was war bislang Ihr spannendstes Projekt?
Da muss ich zwei nennen. Zum einen die »Better Call Saul«-Kampagne. Das war mein erster großer Job für Netflix, der sehr viel positives Feedback im Social Web bekommen hat. Das andere Projekt – »Smart Draft« für 25hours hotels – entstand gemeinsam mit mei­nem Textpartner Alexander Michaelsen. »Smart Draft« ist eine Zapfanlage, die Freibier ausgibt, al­ler­dings im Gegenzug den Akku des Smartphones entlädt (www.martin-strobel.com/smartdraft.html). Der Ge­danke dahinter: Anstatt sich an den Theken der Hotelbars miteinander zu unterhalten, starren viele Gäste lieber in ihr Smartphone. Also Freibier statt Akku. Von der Idee bis hin zur finalen Umsetzung kam alles von uns beiden. Konzeption, Pro­dukt­design und Technik der Zapfanlage, bis zum Dreh vor Ort.

Und an was für einem Projekt würden Sie gerne mal arbeiten?
An einem TV-Spot für den Super Bowl. Nicht weil ich ein Riesenfan von American Football bin, sondern weil die Spots, die dort gezeigt werden, ein tolles Ni­veau haben – die machen richtig Spaß.


Ausbildung zum Kommunikationsdesigner

Grundsätzlich kann man sich für ein Kommunikationsdesignstudium an einer (Fach-)Hochschule oder eine Ausbildung zum Mediendesigner entscheiden. Die Wahl der Hochschule sollte nicht nur nach ihrer geo­gra­fischen Lage erfolgen, sondern auch nach ihren inhaltlichen Schwerpunkten. Manche Ausbildungsstätten haben einen eher künstlerischen Fokus, bei anderen ist das Erlernen von Programmierkenntnissen Teil des Curriculums. Für die Bewerbung in einer Werbeagentur reicht in der Regel ein Bachelorabschluss – und natürlich eine tolle Mappe. Hochschulen, die ihren Schwerpunkt eher im Bereich Werbung haben, sind unter anderem:

Miami Ad School Europe, Hamburg. Die staatlich anerkannte Privatschule bietet zweijährige Ausbildungen für Artdirektoren, Werbetexter und Grafikdesigner an. Studierende können sich nach dem Bundes­ausbildungsförderungsgesetz unterstützen lassen. Ausbildungskosten: rund 21.000 Euro

Fachhochschule Düsseldorf. Bachelor- und Masterstudiengang Kommunikationsdesign

Fachhochschule Mainz. Bachelorstudiengang Kommunikationsdesign, Masterstudiengang Gutenberg-Intermedia

Design Factory International, College of Communication Arts and Interactive Media, Hamburg. Dreijährige praxisnahe Ausbildung zum Kommunikationsdesigner. Studierende können sich nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz unterstützen lassen.
Kosten: circa 15.000 Euro


Kreative Berufe: Jobprofile und Gehälter

 


TPTQ Arabic: Systeme für bilinguale Typographie

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Wie TPTQ Arabic das Verständnis für arabische Typographie fördern will …

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Arabisch ist höchst kompliziert. Das weiß Typotheque-Gründer Peter Bil’ak aus Den Haag, seit er vor zehn Jahren eine arabische Version seiner Fedra entwickelte. Fürs nächste Projekt holte er sich Unter­stützung vom libanesischen Typedesigner Kristyan Sarkis. Fürs über- und übernächste auch, und so beschlossen die beiden im November 2015, die Foun­dry TPTQ Arabic zu gründen. Mit ihr wollen sie hoch­wertige arabische Schriften sowie Systeme für bilinguale Typografie entwickeln.

»Die arabische Kultur und Schrift haben eine ungemein vielfältige kalligra­fische Geschichte, die mit Technologie gar nicht so einfach zu handeln ist«,

findet Peter Bil’ak.

In seinem Büro in Amsterdam arbeitet Kristyan Sarkis täglich an der Gestaltung arabischer Fonts. Dabei unterstützt ihn der Iraner Bahman Eslami. Er hilft vor allem bei der Produktion und Programmierung. Bil’ak selbst übernimmt die Artdirektion. Das erste Projekt von TPTQ Arabic ist die Greta Arabic – ein umfassendes Schriftsystem aus 39 Fonts in vier Breiten und zehn Stärken. Vier neue Schriften sind be­reits in Arbeit, darunter die Stencil-Schrift Mersam und die kalligrafische Quandus. Neben dem Verkauf von Schriften und der Entwicklung von Custom Fonts legt TPTQ Arabic einen Schwerpunkt auf Vorträge und Workshops, die das Verständnis für arabische Typografie fördern wollen. Der Foundry-Name ist üb­rigens gar nicht so kryp­tisch, wie er klingt: Im Arabischen werden ausschließlich Konsonanten ge­schrieben, »TPTQ« wür­de ein Araber demnach für »Typotheque« schreiben.

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Illustration, Typographie und die Beschaffenheit der Kurve

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Wie aus Melle Dietes Illustrationsprojekten immer wieder komplette Schriften werden …

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Typografie, Illustration und Lettering sind für Melle Diete untrennbar verbunden – es sind ihre Gestaltungsmittel, mit denen sie Projekte realisiert, Ideen und Hintergründe veranschaulicht. Als klassische Foundry würde man das Studio der Berlinerin sicher nicht bezeichnen, immer wieder aber gehen aus ihren Illustrationsprojek­ten komplette Schriften hervor, die sie an­schließend über MyFonts zum Kauf an­bietet. Sieben sind es inzwischen.
Die notwendigen Kenntnisse und das Durch­haltevermögen, die man für eine Schriftentwicklung braucht, bekam sie während ihrer Arbeit als Mediengestalterin und ihrem anschließenden Studium der Visuellen Kommunikation an der Fachhochschule Pots­dam, besonders aber durch ihre lang­jährige Tätigkeit bei LucasFonts, dem Berliner Studio von Luc(as) de Groot.

»Von ihm habe ich unheimlich viel gelernt, er hat mich mit den Lehren von Gerrit Noordzij und Rosemary Sas­soon bekannt gemacht«,

erzählt Melle Diete.

»Er half mir, mein Auge zu schu­len und Buchstabenformen nach der holländischen Art zu analysieren. Und natürlich habe ich jede Menge Font­tech­nik gelernt.«

Momentan ist sie mit dem Ausbau des Script-Fonts Fidelia zu einer Superfamilie beschäftigt und überarbeitet zudem die Slab Serif Gin­gar; auch eine Gingar Sans soll es dem­nächst geben.

Egal, ob Typedesign, Lettering oder Illustration – die Beschaffenheit der Kurve ist Melle Diete immer wichtig. Auch das ein Erbe von Luc(as) de Groot, bei dessen Schriften die Kurven stets perfekt sitzen.

»Meine Artworks haben oft eine schwarze Kontur als Kontrast. Wegen der schwarzen Tinte im Typedesign und weil ich auch in FontLab im Schwarzweißmodus arbeite«,

erzählt sie. Später kommt dann aber doch Farbe dazu – schließlich ist der Alltag in Berlin, den die 36-Jährige – zwecks Inspiration – am liebsten mit dem Skizzenbuch in der Hand beob­achtet, ja auch ziemlich bunt.

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Kalender-Verlosung: CMY no K!

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Ein Kalender ohne gedrucktes Schwarz? Kaum zu glauben! »Willkommen in der Zukunft« heißt dieses besondere Stück, das wir verlosen möchten. Wie Sie teilnehmen können, erfahren Sie hier …

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Den Kalender »Willkommen in der Zukunft« wollte die Agentur Q in knackigen Farben, aber ohne Schwarz gedruckt haben – wie vor 85 Jahren üblich. Bis alle Beteiligten vom Ergebnis begeistert waren, brauchte es allerdings einige Andrucke …

Ungläubig schaute Josef Paul Foit, als das Team der Designagentur Q mit dieser Idee vor ihm stand: Sie wollten einen Kalender im Dreifarbdruck produzieren – also ohne Schwarz. Ein spontanes »Das geht nicht!« schluckte der Geschäftsführer von Volkhardt Caruna Medien herunter, schließlich hatte er mit den Wiesbadener Kreativen schon mehrmals ungewöhnliche Projekte realisiert. Allerdings stellte er Q-Geschäftsführer Thilo von Debschitz die Frage, wie er auf diese schräge Idee gekommen war – und bekam eine längere Geschichte zu hören.

Die besondere Geschichte lesen Sie in PAGE 05.2016 – im besten Fall haben Sie es schon gelesen! Wie aber erzielt man überhaupt farbstarke, knackige Abbildungen, wenn ein Scan die Bilddaten in RGB erfasst und profilgesteuert in den druckspezifischen CMYK-Farbraum umwandelt? Nicht, indem man den Schwarzkanal einfach abschaltet! Auch das lesen Sie in PAGE 05.2016.

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Viel zu schade ist es jedoch, die zwölf Motive lediglich einen Monat lang zu betrachten. Deshalb befindet sich das dezente Kalendarium oberhalb einer Mikroperforation. So lassen sich die Blätter leicht abtrennen und als Poster verwenden. Die Monatsangaben auf den alten Magazintiteln sind den Monaten des Jahres 2016 zugeordnet. Und wer sich fragt, was die kuriosen Bilder eigentlich für Geschichten erzählen, muss das Blatt nur anheben.

Wie Sie an der Verlosung teilnehmen

Diesen schmucken und besonderen Kalender mit Coverillustrationen in CMY ohne K können Sie jetzt gewinnen! Nutzen Sie das Kommentarsfeld unter dem Artikel und teilen Sie uns Ihre eigene Zukunftsutopie bis zum 3. Mai 2016 mit. Unter allen eingegangenen Kommentaren werden insgesamt fünf Gewinner ermittelt. Machen Sie mit, es lohnt sich, denn diesen Kalender gibt es nicht zu kaufen.

Der Kalender begeistert übrigens nicht nur durch Szenen einer vor 80 Jahren erfundenen Zukunft, sondern auch durch seine eigentümliche Farbwirkung und die Spuren der Vergänglichkeit, die uns in eine andere Zeit katapultieren. Darüber hinaus zeigt er, was entstehen kann, wenn Kreative, Drucker, Produktioner und Papierhersteller an einem Strang ziehen.

Jetzt bis zum 3. Mai 2016 Kommentar über die eigene Zukunftsutopie erstellen und Kalender gewinnen!

Das PAGE Team wünscht Ihnen viel Erfolg bei der Teilnahme. Die Gewinner werden via E-Mail benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

 

Diese drei Serifenschriften können was!

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Sindelar zeichnet sich durch besonders detaillierte Ästhetik aus. Modum punktet mit viel Charme, Cardamon mit Vielseitigkeit …

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Schriftbeispiel: Sindelar

 

Eine rundum schöne und dabei funktionale Schrift für Lesetexte zu gestalten verlangt jede Menge Können und Ausdauer. Drei Musterexemplare stellen wir Ihnen hier vor.

 

Sindelar

Profil Die nach dem österreichischen Fußballspieler Matthias Sindelar (1903–1939) benannte Schrift hat zwei wesentliche Eigenschaften mit dem Sportler gemein: 
die technische Finesse und die Art und Weise, bis ins kleins–
te Detail ästhetisch zu agieren. Mit der großen x-Höhe, dem geringen Kontrast und ihren robusten Serifen ist sie für kleine Textgrößen optimiert.
Designer Stefan Willerstorfer
Erscheinungsjahr 2014
Schnitte 18, drei Regular-Varianten, Medium, Semi–
bold, Bold, Extrabold, Black und Extrablack plus Kursive
Preis circa 675 Euro
Erhältlich bei Willerstorfer Font Foundry

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Modum

Profil Stilvolle moderne Antiqua mit geringem Kontrast, viel Charme, Harmonie und Funktionalität. Für komplexe Projekte wie Magazine, Zeitungen und Bücher. Zu a, e, g und y gibt es Alternativbuchstaben.
Designer Jonathan Hill
Erscheinungsjahr 2014
Schnitte 16, acht Stärken von Thin bis Black plus die jeweiligen Kursiven
Preis knapp 160 Pfund
Erhältlich bei The Northern Block

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Cardamon

Profil Ursprünglich unter dem Namen Canella im Master­kurs Type and Media an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in Den Haag entstanden. Brigitte Schuster baute ihr Abschlussprojekt zu einer sehr gut lesbaren, viel­seitigen Schriftfamilie aus, die von Meistern des 16. Jahr­hunderts wie Hendrik van den Keere, Robert Granjon oder Giovan Francesco Cresci inspiriert ist.
Designer Brigitte Schuster
Erscheinungsjahr 2015
Schnitte acht, Regular, Medium, Semibold und Bold plus Italics
Preis etwa 230 Euro
Erhältlich bei Monotype

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Specimen-Galerie:

Sindelar Sindelar Sindelar Sindelar Sindelar Modum Modum Modum Modum Modum Modum Modum Cardamon Cardamon Cardamon Cardamon Cardamon

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Alternativen für Helvetica

Tschüss Times!

Drei superschöne Leseschriften

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Brenda zeigt sich scharfkantig und elegant zugleich, bei der Ethos liegen An- und Abstriche sowie die Serifen auf einer Linie und die Brabo gefällt durch gerundete Serifen und moderaten Kontrast.

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Schriftbeispiel: Ethos

Warum nur verwenden wir alle immer wieder die Times, wo es doch so viele schöne andere Serifenschriften gibt. Zum Beispiel diese drei hier.

 

Brenta

Profil Ihr Name bezieht sich auf eine Berggruppe in den Dolomiten und verweist auf die charakteristischen Merkmale der Type: kräftig und scharfkantig einerseits, klar und elegant andererseits. Gut lesbar in kleinen Textgrößen und markant in Headlines.
Designer Ludwig Übele
Erscheinungsjahr 2015
Schnitte 24, acht Stärken von Thin bis Black, alle mit Italics und Small Caps
Preis knapp 400 Euro
Erhältlich bei LudwigType

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Ethos

Profil Im Gegensatz zu vielen Antiqua-Schriften liegen die An- und Abstriche der Ethos sowie die Serifen auf einer Linie und sorgen für ein reduziertes und klares Schriftbild. Für das Auge angenehme Rundungen an den Serifen und den Querstrichen geben ihr einen modernen Charakter. Super lesbar in kleinen und unverkennbar in großen Größen.
Designer Florian Klauer
Erscheinungsjahr 2016
Schnitte 36, sechs Stärken (Thin, Light, Regular, Medium, Bold und Heavy) plus Italics, alles in den Breiten Condensed, Normal, Extended
Preis rund 350 Dollar
Erhältlich bei Fontspring

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Brabo

Profil Zeitgemäße Interpretation klassischer französischer Renaissance-Antiqua-Schriften wie Bembo und Garamond, mit charakteristisch gerundeten Serifen und moderatem Kontrast. Eignet sich für Editorial Design und Leitsysteme ebenso wie für Anwendungen in Corporate Design oder Werbung.
Designer Fernando Mello
Erscheinungsjahr 2015
Schnitte vier, Regular und Bold mit passenden Kursiven
Preis rund 160 Pfund
Erhältlich bei Fontsmith

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Specimen-Galerie:

Brenta Brenta Ethos Ethos Ethos Ethos Ethos Brabo Brabo Brabo

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Tschüss Times!

SÜPERGRÜP: Wer oder was ist das?

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Sieben führende Designer Deutschlands – Erik Spiekermann, Sarah Illenberger, Johannes Erler, Lars Harmsen, Mario Lombardo, Eike König und Mirko Borsche – bilden SÜPERGRÜP. Johannes Erler verrät, was das Designkollektiv alles vorhat …

Süpergrüp, Erik Spiekermann, Sarah Illenberger, Johannes Erler, Lars Harmsen, Mario Lombardo, Eike König, Mirko Borsche

© Peter Kaaden

 

SÜPERGRÜP sucht das SÜPER-Ü. Das Ü spielt für SÜPERGRÜP natür­lich eine wichtige Rolle. Deshalb hat sie angefangen, Ü zu sammeln, und bittet um Mithilfe. Schickt eure Ü! Alles, was schon ein Ü ist oder so aus­sieht wie eines. Oder baut selbst ein Ü! Die Absender der zehn schöns­ten Ü erhalten das streng limitierte SÜPERGRÜP-Ü-Heft, das erste, kleine Produkt, das zum Tag der Gründung gedruckt ist. Schickt euer Ü an: ue@suepergruep.com.

PAGE hat das brandneue Designkollektiv interviewt:

SÜPERGRÜP – das klingt lustig, fast wie aus einer Bierlaune heraus entstanden. Aber ihr meint das richtig ernst, oder?
Johannes Erler: Na klar! Wir haben uns vorgenommen, die interessanteste und beste Galerie für Design und Kunst zu werden, erst online, irgendwann sicher aber auch begehbar.

Was werden wir dort sehen?
Uns fiel auf, dass immer mehr Designer auch als Künstler arbeiten und ihre Werke anbieten. Einige von uns machen das auch jetzt schon sehr erfolgreich. Es entstand dann der Gedanke, unsere Möglichkeiten zu bündeln, um so ein größeres Publikum zu erreichen. Wir wollen aber nicht nur unsere eigenen Arbeiten präsentieren, sondern auch andere Designer und Künstler, die wir gut finden und die Lust haben, mit uns zusammenzuarbeiten.

Also kein eingeschworener Klub mittelalter Herren mit Quotenfrau?
Im Kern ist SÜPERGRÜP fix, aber als Künstler kann man sich uns anschließen. Wir sehen uns auch als Entdecker und Förderer von Talenten. Auch deren Arbeiten wollen wir zeigen. Im Übrigen ist »Quotenfrau« ein hässliches Wort. Das verwenden wir nicht.

Die Entstehungsgeschichte hatte ich mir etwas romantischer vorgestellt.
Entstanden ist SÜPERGRÜP aus dem lang gehegten Wunsch heraus, etwas gemeinsam zu machen. Wir kennen uns seit vielen Jahren, schätzen uns, treffen uns bei Jurys und Konferenzen, sind Freunde. Aber die Chance zusammenzuarbeiten ergab sich einfach nicht. Also suchten wir nach anderen Möglichkeiten. Vor fünf Jahren war ich Gastprofessor an der Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur. Für eine Veranstaltung lud ich Mirko, Lars, Eike und Mario ein. Wir wollten den Studierenden aber keine langweiligen Vorträge halten, sondern probierten zum ersten Mal unsere Design Battle. Ich habe moderiert und Stichwörter aufgerufen, und die vier wühlten in ihren Portfolios und versuchten, sich mit ihren Arbeiten zu übertrumpfen. Das war ein harter, lauter und am Ende ziemlich besoffener Wettkampf und hat allen im Saal einen Riesenspaß gemacht. Wir wären danach am liebsten gleich auf Tournee gegangen. Wie eine Band in einem Bus von Stadt zu Stadt und von Schule zu Schule. Wer weiß, vielleicht machen wir das noch. Auf jeden Fall war dies die eigentliche Geburtsstunde von SÜPERGRÜP – ist das romantisch genug?

Sieben superkreative Köpfe, kann da nicht noch mehr entstehen als Kunst- und Designprojekte?
Die Galerie ist nur eine unserer Aktivitä­ten. Unter dem Label SÜPERGRÜP werden wir auch Produkte entwickeln. Da wird es dann für Institutionen und Unternehmen interessant, mit SÜPERGRÜP zu kooperieren.

Gibt es schon ein konkretes Projekt?
Ziemlich weit sind unsere »SÜPERGRÜP Coloring Büks«. Das sind Ausmalbücher für Erwachsene.

Da seid ihr aber nicht die Ersten, die so etwas anbieten.
Stimmt, aber das macht nichts, denn unse­re Bücher sind ein bisschen anders. Das werden dicke Pappenbücher mit eingearbeiteten Stanzen, in die jeweils drei Stifte eingelegt werden, die eine farbliche Grund­stimmung vorgeben. Momentan arbeiten die ersten Illustratoren an Zeichnungen. Die Aufgabe: Mach kein kindliches Ausmal­buch, mach es extremer, expliziter, verwun­derlicher. So entsteht eine Edition mit wirk­lich tollen Illustratoren.

Ihr sieben gehört zu den einfluss­reichs­ten deutschen Designern eurer Generation. Ist es da nicht quasi Verpflichtung, euer Wissen und euer Designverständnis weiterzugeben?
Das ist unsere dritte Schiene: Als Inspi­ra­to­ren vermitteln wir unsere Ideen in Vorträ­gen und Workshops. Und da wir immer ver­suchen, groß zu denken, gründen wir vielleicht irgendwann eine SÜPERGRÜP-School. Da haben wir sehr romantische Ideen: für zwei Monate einen Bauernhof für eine Sum­mer School mieten, solche Sachen. Unser ers­ter Workshop heißt »Poster Rex«. Das ist ein Format, das Lars schon begonnen hat und jetzt in SÜPERGRÜP einbringt. Es geht um Riesenplakate als Unikate im Siebdruck. Großer Spaß! Und was rauskommt, kann auch seinen Weg in die Galerie finden.

»Wir sehen uns als Labor, da weiß man nie genau, was am Ende rauskommt, da fliegt auch mal was in die Luft«

Das alles muss nicht ausschließlich für Grafikdesigner sein, auch Design-Execu­tives in Institutionen oder Unternehmen könn­ten wir zum Beispiel in Workshops un­sere Ideen und unser Denken anbieten. Und zwar »Be­yond Design«. Das ist unser Mot­to, und das ist uns wirklich wichtig: Wir ge­hen gedanklich raus aus dem Grafikdesign-Käfig. Wir den­ken interdisziplinär. Kunst, Musik, Design, Architektur, Text. Auch Ge­sellschaft und gern Politik. All das beeinflusst ja ohnehin schon unser Denken und Handeln, und das möch­ten wir viel stärker mit unserer Arbeit verbinden. Da wird es dann spannend.

Das heißt, ihr wollt in den Köpfen etwas bewegen.
Unbedingt. Haltung ist genauso wichtig, wie der Spaß, den wir haben. Es geht auch darum, über den Status quo von Design nach­zudenken und Vorschläge zu machen. Es ist doch eine interessante Frage, warum sich Design in den letzten Jahren zu einer zu­nehmend schlechter bezahlten Form von Dienstleistung entwickelt hat. Da fehlt oft der Horizont, das Weiterdenken, das verknüpfte Handeln, die Provokation, auch die Aufklärung. Vielleicht können wir da was bewegen.

Aber ihr arbeitet ebenfalls für die Industrie und verdient euer Geld damit.
Wir sagen ja auch nicht, dass alles, was im Moment entsteht, schlecht ist und keinen Sinn macht. Es entstehen ja tolle Sachen. Trotzdem kann man mal darüber nachden­ken, was Design in Zukunft sein kann und wie es grundlegender, auch diskursiver und inspirierender wahrgenommen wird.

Als ich mich neulich mit Hanno Rauterberg, stellvertretender Feuilleton-Ressort­leiter der »ZEIT« und dort für Design zustän­dig, über SÜPERGRÜP unterhielt, meinte er, dass er den Sinn nicht sehe, was das eigent­lich solle mit dieser Gruppe, obwohl ihm Design natürlich irgendwie total wichtig sei. Das zeigt das Dilemma sehr schön: Da ist ganz viel Ignoranz, Desinteresse und Un­wissenheit. Aber ich meine das ausdrücklich nicht als Vorwurf. Wir sind ja selbst schuld daran, weil wir uns immer so brillant verstecken. Wir sind die Zwerge aus dem Lande Mikrotypographien und wollen, dass immer alles möglichst schön ist.

Der in Berlin lebende Philosoph Byung-Chul Han schreibt in seinem Buch »Die Errettung des Schönen«: »Die Schönheit befindet sich heute in einer paradoxen Situation. Einerseits breitet sie sich inflationär aus: Überall wird ein Kult um die Schönheit betrieben. Andererseits verliert sie jede Transparenz und liefert sich der Immanenz des Konsums aus: Sie bildet die ästhetische Seite des Kapitals. Die Erfahrung der Negativität angesichts des Schönen wie Erhabenheit oder Erschütterung weicht kom­plett dem kulinarischen Wohlgefallen, dem Like. Letzten Endes kommt es zu einer Pornographisierung des Schönen.« Ersetzt man das Wort »Schönheit« durch »Design« wird ein bisschen klar, was das Problem von kontemporärem Design sein könnte: Es schafft selten Bedeutung, dient nur dem kurzzeitigen Wohlgefallen. Das ist oft auch okay. Aber es geht natürlich auch anders.

Design könnte spannender sein, wenn Designer sich mehr trauen würden?
Aber wer hat dazu schon die Möglichkeit? Im Auftrag passiert das nur selten, es sei denn, der Kunde will ausdrücklich etwas, an dem man sich reiben kann, das Fragen aufwirft und nicht immer gleich mit viel zu fixen Antworten zur Stelle ist – und wir sind ja sicher, dass Design, das nicht nur schön ist, oft besser greift und Denkanstöße gibt. Eine Plattform wie SÜPERGRÜP ist dafür gut geeignet, Impulse zu geben. Zum Beispiel an der Schnittstelle zur Kunst. Wo Design nicht industrielles Mittel zum Zweck ist und nicht in vorgefertigten Phrasen antwortet. Wo nicht das Prinzip »Konsens & Kopie« greift, weil alles immer schnell gehen muss und möglichst nichts kosten darf. Vielleicht wird SÜPERGRÜP ja wirklich so etwas wie eine Inspirationsquelle fürs Design. Ob das alles klappt, wissen wir nicht, aber es könn­te funk­tionieren. Die Mailänder Design­bewe­gung Memphis in den 1980er Jahren war ja auch erfolgreich. Man muss es also probieren.

SÜPERGRÜP als eine Art Memphis der Neuzeit?
Memphis ist aus einer ähnlichen Motiva­tion heraus entstanden wie wir. Natürlich mit völlig anderer formaler Konsequenz. Aber wer sich das Manifest von Memphis durchliest, findet dort Hinweise auf eine gewisse Ermüdung in der Kreativität, vor allem des Produktdesigns, das damals stark von der Ulmer Schule und der Industrialisierung von Design geprägt war, die zu formaler Gleichschaltung und Verwechselbar­keit führten. Die Fantasie ging verloren. Also fing Memphis an, diese vielleicht nicht immer nur schönen, aber auffallen­den Möbelobjekte zu entwerfen, die sich auf der Grenze zwischen Kunst und Design bewegten. Dabei haben die Mitglieder der Gruppe sich nie als reine Künstler, sondern stets als Designer empfunden. Aber sie ha­ben ihre Motivation außerhalb des konkre­ten Auftrags, außerhalb der industriellen Verwertbarkeit von Design gefunden. Aus Spaß am Experiment.

Würdet ihr Memphis als euer Vorbild bezeichnen?
Inhaltlich durchaus. Weil sich Leute zusam­menschlossen, die außerhalb ihrer Büros noch andere Dinge realisieren wollten und das gemeinsam taten. Auch weil sich die Gruppe gegen die austauschbare Massenware im Design stellte und das Experiment förderte. Zudem war ihnen Interdisziplina­rität wichtig. Kunst, Architektur, Musik, ihre Inspiration kam immer auch von außen. Und schließlich sind sie außerdem Vorbild für uns, weil sie ihre Arbeit kommerziell auffassten. Es ging darum, Produkte herzustellen – und diese dann auch zu verkaufen.

Geld verdienen ist ja keine Schande.
Kunst und Kommerz ist oft ein Grenzgang, denn Kunst muss vollkommen frei und kom­promisslos sein. Kunst entsteht zunächst nie, um anderen zu gefallen. Das führt in kommerziellen Kontexten manchmal zu Ambivalenzen. Als Designer sehe ich das anders. Wir wollen Dinge für andere machen. Dinge, die andere mögen und auch kaufen. Das ist kein Widerspruch. In all die­sen Punkten ist Memphis durchaus ein bewundertes Vorbild, in der Konsequenz des Designs aber natürlich nicht.

Ihr sieben seid sehr individuelle Gestal­ter und Persönlichkeiten. Eure Krea­tivi­tät zu bündeln, in Bahnen zu lenken und sich dabei nicht zu verzetteln, ist sicher nicht einfach.
Momentan ist die Gruppe erst mal ein ungestüm sprudelnder Quell an Ideen und In­spiration. Was völlig in Ordnung ist, denn wir sehen uns ja auch als Labor, und da weiß man auch nie genau, was am Ende rauskommt, da fliegt auch mal was in die Luft. Aber es ist gut, dass wir jetzt mit der TYPO Berlin im Mai ein fixes Datum als Startpunkt haben. Dort werden wir uns vorstellen, und da soll auch unsere Website live ge­hen. Auf der TYPO sind wir einen ganzen Tag im kleinen Saal mit dem Programm »Strictly No Design«. Wir haben Menschen eingeladen, die uns inspirieren, weil sie »Beyond« denken. Und wir batteln endlich mal wieder.

Und ihr seid tatsächlich eine GmbH?
Weil wir eine gewisse Verbindlichkeit wollen. Wir haben jetzt eine gemeinsame Firma mit gemeinsamen Interessen, das hält uns zusammen. Ideen brauchen einen Rah­men, damit sie gedeihen können.

Einige Leute werden sich die SÜPERGRÜP-Köpfe anschauen, den Namen als arrogant, eure Produkte als zu teuer und das Ganze als über­flüssig und abgehoben empfinden.
Das macht überhaupt nichts. Der Name SÜPERGRÜP ist eine ironische Brechung von Supergroup, ein Ausdruck aus der Mu­sik­bran­che, den man verwendet, wenn sich aus ver­schiedenen Bands die wichtigsten Leute zusammentun, um etwas Neues zu probie­ren. Es gab und gibt immer wieder Supergroups und längst nicht alle davon sind erfolgreich. Es ist immer ein Versuch. Der Versuch, gemeinsam einen Schritt wei­terzugehen, aus den eigenen vier Wänden auszubrechen und dabei Spaß zu haben. Dass es da auch Neider und Nichtversteher gibt, ist klar, spielt für uns aber keine Rolle. Am Ende müssen wir uns ohnehin daran messen lassen, was bei SÜPERGRÜP herauskommt.

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Type Directors Club New York: Ausgezeichnete Schriften Teil 1

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Neben den vielen großartigen Artworks prämiert der Type Directors Club auch Schriften, die wir Ihnen in drei Teilen vorstellen.

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 190 Schriftentwürfe aus 36 Ländern hatten die Juroren der Typeface Design Competition des Type Directors Club New York, Veronika Burian, Stephane Elbaz, Alexander Tochilovsky und Petr van Blokland, zu bewerten – 13 davon verliehen sie einen Award. Immens gestiegen waren die Einsendungen nicht lateinischer Schriften – das zeigte sich auch im Ergebnis: Sechs der ausgezeichnete Fonts basieren auf einem anderen Schriftsystem. Liebling der Jury war eindeutig Mark van Wageningens Holzalphabet Typewood, uns gefällt hingegen besonders die Tremolo des kroatischen Designers Nikola Djurek. Die vielseitige Familie umfasst Display- und Textfonts gleichermaßen. Die drei Gradient-Schnitte sind ebenso zweifarbig wie die beiden Shadow-Varianten. Tremolo versprüht den Charme einer gebrochenen Schrift, ist dabei allerdings keineswegs altmodisch. Sehr schön ist auch Marko Hrastovecs robuste Slab Serif Zico mit ihren grosszügigen Proportionen, sieben Stärken und einem Displayschnitt.

Tremolo Tremolo Tremolo Tremolo Tremolo Tremolo Zico Zico Zico Typewood Typewood Typewood Typewood Typewood Typewood Typewood Typewood Typewood Typewood Typewood Typewood Typewood Typewood

Mehr zum Thema »TDC-prämierte Schriften« erfahren Sie in PAGE 06.2016 im PAGE-Shop!


Schwarz in Gestaltung und Druck – Tipps & Tricks

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Grauschwarz, Blauschwarz, Tiefschwarz – wer weiß, wie, kann mit der unbunten Farbe einiges anstellen. Mario Drechsler (Geschäftsführer von Highendmedia) im PAGE Interview …

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Tipps und Tricks rund ums Drucken mit Schwarz verrät Mario Drechsler, der mit seiner Firma Highendmedia die technische Umsetzung hochwertiger Printprodukte übernimmt und Unternehmen, Verlage, Agenturen sowie Druckereien in puncto Color Management berät.

Wie bekomme ich ein schönes, sattes Schwarz?
Mario Drechsler: Indem Sie im CMYK-Druck mit dem Einsatz aller Druckfarben arbeiten. Einfarbi­ges, 100-prozen­tiges Schwarz lässt sich auf gestriche­nem Papier zum Beispiel mit 60 Prozent Cyan, 50 Prozent Magenta und 40 Prozent Gelb deutlich abdunkeln.

Ganz schön viel Farbe auf dem Papier.
Dieser Gesamtfarbauftrag von 250 Prozent sollte auch bei größeren Flächen keine drucktechnischen Probleme bereiten.

Wo liegt die Obergrenze für den Farbauftrag?
Bei den geltenden neuen Standards zur Offsetdruck­norm ISO 12647-2:2013 geht der maximale Gesamtfarbauftrag nicht mehr über 300 Pro­zent (PSOcoated_v3.icc | Fogra51; http://is.gd/iccprofiles  ). Bisher waren es 330 und ganz früher sogar bis zu 370 Prozent. Aber die Erfahrung hat gezeigt, dass ein Farb­auftrag von maximal 300 Prozent einen sehr soliden Standard darstellt – dunkel genug und so wenig Farbe wie nötig. Denn die Druckgeschwindigkeiten in den Offsetmaschinen werden immer höher und die Verarbeitungszeiten immer kürzer. Ist zu viel Farbe auf dem Papier, trocknet diese nicht schnell genug, und es kann sein, dass sich im Stapel oder bei der Weiterverarbeitung die Farbe auf die Rückseite des Papiers legt oder verschmiert.

»Buntes Schwarz ist schwärzer«

Bei schwarzen Flächen auf ungestrichenen Pa­pie­ren würde ich sogar auf 200 Prozent herunter­gehen, denn diese Sorten trocknen deutlich schlech­ter. Da die Oberfläche so rau ist, liegt auf den erhabe­nen Fasern sehr viel Farbe auf, auf den tiefen Fasern eher weniger. So wirken gedruckte Flächen auf Natur­papier auch gern wolkig. Bei gestriche­nem Papier verteilt sich die Farbe gleichmäßiger.

Spielt die Größe der zu bedruckenden Fläche eine Rolle für die Tiefe des Schwarzes?
Je größer die Fläche ist, desto »grauer« wirkt einfarbiges Schwarz. Das liegt daran, dass man bei kleinen Flächen, Texten und Linien einen direkten Kontrast zu Weiß hat. Je größer die Fläche, desto mehr fehlt dieser Kontrast, und das Auge kann die Schwarzfläche besser auflösen. So, als würde man das Licht ausschalten – erst ist alles schwarz, und dann kann man recht schnell immer mehr Details in »Graustufen« erkennen.

Normale schwarze Schrift druckt man aber einfarbig schwarz.
Ja, zum einen wirken Text und feine Linien auf weißem Papier sehr dunkel, und zum anderen kann im Vierfarbdruck bei Passerproblemen ein Farbschillern entstehen. Quasi ein farbiger Blitzer. Ab einer gewissen Größe, wenn die Schrift also eher eine Fläche ist, wie in großen Headlines, kann man natür­‑
lich einen Tonwert darunterlegen, damit es schön schwarz bleibt. In Wirklichkeit legt man Farbe aber »drüber«, denn die Druckreihenfolge ist Schwarz, Cyan, Magenta, Gelb.

Und was ist mit weißer Schrift auf Schwarz?

 

Lesen Sie das gesamte Interview in PAGE Ausgabe 06.2016. Darin gibt es nicht nur den zweiten Part des Interviews mit Mario Drechsler, sondern auch den dazugehörigen Beitrag von PAGE Redakteurin und Druck-Expertin Antje Dohmann.

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7 Tipps für umweltfreundliches Drucken

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Welches Papier, welche Grammatur, welche Druckfarben oder welches Format sollte man am besten verwenden?

Recyclingpapier, umweltfreundlich drucken

 

Auch in Zeiten digitaler Welten halten wir immer wieder gerne ein schönes Druckerzeugnis in Händen. Idealerweise sollte die Umwelt bei der Herstellung möglichst wenig leiden. Was Kreative, Kunden und Druckereien dafür tun können …

Das sind unsere 7 Tipps für umweltfreundliches Drucken:

1. Papier 
Wählen Sie wenn möglich Recyclingpapier. Bei solchem mit Blauem Engel ist sichergestellt, dass es sich wirklich um post-consumer waste handelt, also um Papierabfälle, die bereits im Umlauf waren. In den Fällen, in denen Sie doch Frisch­fasern benötigen, sollten diese zumindest das FSC-Zeichen tragen.

2. Grammatur
Muss es wirklich das 120-Gramm-Papier sein? Oder reichen auch 100 Gramm? Das spart je nach Auflage einiges an Material. Übrigens  hat Recyclingpapier in der Regel eine höhere Opazität, sodass Sie eventuell eines mit geringerer Grammatur verwenden können.

3. Druckfarben 
Kaum eine Druckerei arbeitet heute noch mit mineralöl­haltigen Farben. Nachfragen sollten Sie trotzdem. Bestehen die Farben aus pflanzlichen Ölen und Harzen und aus organischen Pigmenten? Dann lassen sie sich im Deinking-Prozess vollständig aus dem Papier lösen. Wer den Blauen Engel auf seinen Drucksachen sehen möchte, darf nur mineralöl- und kobaltfreie Farben nutzen.

4. Druckveredelungen
Veredelungen sind schön, aber gerade UV-Lacke und Folien sind nicht besonders umweltfreundlich. Unbedenklich sind dagegen Prägun­gen und Stanzungen, die zudem eine tolle Haptik bieten.

5. Auflage
Das richtige Kalkulieren der Auflage hilft, unnötigen Abfall zu vermei­den. Sinnvoll kann es auch sein, sich schnell ändernde Angaben wie Termine oder Preise nicht mit zu drucken.

6. Format
Reicht statt Standard-A4 nicht vielleicht auch ein kleineres Format? Lässt sich mit einer anderen Seitenaufteilung eine bessere Bogenauslastung der Druckmaschine erreichen? Auf diese Weise spart man Material und Arbeitszeit und damit auch Energie in der Produktion.

7. Partnerwahl
Suchen Sie sich eine Druckerei, die all diese Tipps beherzigt, zudem Strom aus erneuerbaren Energien bezieht, die Abwärme aus dem Produktionsprozess nutzt und nicht vermeid­bare Emissionen durch zertifizierte Klimaprojekte ausgleicht. Ein guter Indikator ist auch ein nach EMAS (www.emas.de) oder ISO 14001 (www.iso.org/iso/iso14000) zerti­fizier­tes Umwelt­management.

 


In PAGE 07.2016 erklären wir, was Kreative, Kunden und Druckereien tun können, um schöne Printerzeugnisse auch umweltfreundlich herzustellen. Dazu lesen Sie ergänzend ein Interview mit Martin Lind, Geschäftsführer des Druckhaus Berlin-Mitte. Zudem haben wir eine kleine Auswahl umweltfreundlicher Druckereien zusammengestellt. Hier PAGE 07.2016 bestellen!

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Was ist ein Buch?

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Elf Berliner Designstudenten machten aus E-Books gedruckte Fassungen, um diese materialisierten Konzepte wiederum in EPUB-Dateien zu übertragen. Ein spannendes Projekt mit überraschenden Ergebnissen.

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UdK Berlin. Vom Digitalen zum Papier und zurück ins Digitale gingen elf De­sign­studenten im »Typografie Aufbau«-Kurs bei Jenny Baese. Zusammen mit der Berliner Gestalterin und E-Book-Expertin Andrea Nienhaus nahmen sie sich die Ma­nuskripte der bei mikrotext erschie­nenen E-Books »Spam Poetry« und »Das Elster-Experiment« vor und machten daraus gedruckte Fassungen. Das so materialisierte Konzept übertrugen sie dann wiederum in EPUB-Dateien, manchmal recht dicht an der Vorlage, manchmal weit von ihr ent­fernt. »In unseren Diskussionen zur Gestaltung ging es vor allem darum, was sich vom konzeptionellen Ansatz der Print­fas­sung übertragen lässt. So fanden wir heraus, wo die Grenzen des jeweiligen Me­di­ums liegen«, berichtet Jenny Baese, Do­zen­tin im Studiengang Visuelle Kommunikation.

Damit nicht genug, beschäftigten sich die Studierenden auch noch mit dem visu­ellen Auftritt des von der Electric Book Fair im Juni veranstalteten E-Book Festivals. Sie gestalteten Keyvisuals und setzten sie in ver­schiedenen Anwendungen ein. Die Fes­ti­valorganisatoren entschieden sich für den Entwurf von Ismaël Sanou. Der spielt damit, dass sich die Wortmarke aus Systemschriften, auf E-Readern installiertem Ty­pen sowie Klassikern aus der Geschichte des Buchdrucks zusammensetzt, die stän­dig ihre Positionen tauschen und so ein immer wieder neues Schriftbild generieren. Schön, wenn studentische Arbeiten den Weg ins echte Leben finden.

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Bücher, Bücher, Bücher – sowohl gedruckt als auch digital – beschäftigten die Studierenden des »Typografie Aufbau«-Kurses

Mit diesen 5 Kriterien finden Sie die passende Typo für kleine Screens

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Je kleiner die Geräte, mit denen wir im Internet unterwegs sind, desto wichtiger die Typografie …

Typo, iOS, Webfonts

 

Die Typo spielt auf den kleinen Bildschirmen unserer Smartphones – oder sogar der Smartwatch – eine tragende Rolle: als wirksames Brandinginstrument und als Garant für optimalen Lesegenuss. Wir haben die Experten fürs Kleine genauer unter die Lupe genommen.

Der Interaction Designer und Typograf Frank Rausch kombiniert die Regular gerne mit dem Black-Schnitt (siehe Bild oben), um den Unterschied zwi­schen normal und fett stärker hervorzuheben.

In der Viki-App setzte er Diogenes Black für Überschriften und Hervorhebungen ein, ansonsten Diogenes Regular, jeweils als Aufrechte und Kursive. Für alle Inter­face-Elemente, die keine Lesetexte sind, nutzt Viki die serifenlose Komet, ebenso für die oft klein­teiligen Tabel­len in Arti­keln. Typedesigner Jan Fromm fertigte für die Verwendung in der App eine spezielle Version mit standard­mäßig akti­vierten Tabellenziffern und einem schmaleren Wortabstand an.

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»Schriftsetzer im klassischen Sinne gibt es nicht mehr. Aber vielleicht wäre es gut, wenn Interaction-Design-Agenturen welche einstellen würden, die in den CSS genau die kleinen Berichtigungen vornähmen, wie sie es früher im Bleisatz taten.« Jason Smith, Gründer Fontsmith

Für Bas Jacobs, einen der drei Gründer der niederländischen Foundry Underware bedeuten kleine Screens weniger Platz für Kinkerlitzchen: »Sie zwingen den Designer sich auf das Wichtigste zu beschränken – und das ist in der Regel Text.«

Jason Smith, Gründer der Foundry Fontsmith in London bestätigt diese Einschätzung. Für ihn müssen geeignete Fonts in erster Linie flexibel sein: »Sie erscheinen heute auf verschiedensten Devices: Desktop-Rechnern, Tablets, Smartphones, Wearables oder Virtual-Reality-Headsets. Um einen konsistenten Auftritt zu gewährleisten, muss ein Corporate Font in kleinen und großen Größen funktionieren und auch mit sehr guten und weniger guten Auflösungen zurechtkommen.«

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Die britische Supermarktkette Sainsbury’s verwendet eine modifizierte Version von Fontsmith‘ Lola auf allen Plattformen. Die freundliche Schrift ist auf Anhieb wiederzukennen. Quelle: http://sainsburys.co.uk

 

Anhand dieser fünf Kriterien finden Sie die passende Type:

1 Wiedererkennbarkeit 
Wenn es keinen Corporate Font gibt: Suchen Sie für die Headlines nach einer eigenständigen Schrift, die den Charakter der Marke oder des Unternehmens widerspiegelt und sie unverwechselbar macht.

2 Lesbarkeit 
Eine klare Serifenlose mit offenen Buchstabenformen und gro­ßer x-Höhe ist in sehr kleinen Größen am Bildschirm in der Regel am besten lesbar. Die momentan so angesagten geometrischen Sans-Serif-Schriften können durch ihre geschlosseneren Formen hier nicht mithalten. Sinnvoll kann
es außerdem sein, in kleinen Größen die Lauf­weite zu erhöhen. Soll es eine Serifenschrift sein, auf die Form der Serifen achten! Recht­eckige nehmen die Form des Pixelrasters auf, das funktioniert am Bildschirm besonders gut.

3 Unterscheidbarkeit
Sind das l und das versale I gut auseinanderzuhalten? In manchen Schriften, auch Serifenlosen, hat das i eine kleine Serife, das hilft bei der Buchstaben­erkennung ebenso wie ein Punkt in der Null diese vom O unterscheidet.

4 Sprachunterstützung 
In welchen Ländern will das Unternehmen kommunizieren? Unterstützt die Schrift diese Sprachen? Praktisch ist auch – speziell fürs Interface­design – ein Set mit Icons.

5 Lizenzen 
Ein konsistenter Auftritt über verschiedene Medien und Plattformen ist für einen erfolgreichen Markenauftritt uner­lässlich. Checken Sie genau, welche Lizenzen dafür erforderlich sind (Desktop-, Web- und App-Fonts).

 

Mehr zum Thema lesen Sie in einem ausführlichen Artikel in PAGE 08.2016, die Sie hier im PAGE Shop bestellen können

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Wie eine Schulklasse einen Font für elektrische Schaltungen entwickelte

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Helmar Fischer ist nicht nur Lehrer, sondern auch Typo-Fan – und war es leid, die Symbole in elektrischen Zeichnungen immer von Hand zu zeichnen. So entstand der Font ESchaltung!

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Helmar Fischer ist nicht bloß Lehrer für Mathematik, Informatik und Physik an der Oberschule Weixdorf, sondern auch Typofan. Und weil es ihn nervte, dass für die in Tests, Arbeitsblättern und Versuchsprotokollen häufig benötigten Symbole für elektrische Schaltungen nur das Zeichnen von Hand blieb, entwickelte er folgen­de Idee: »Aus dem Buch ›Free Font Index 3‹ kannte ich den Font Opattframe01.otf des polnischen Typedesigners Gluk«, berichtet Helmar Fischer. »Damit ist es relativ einfach, geometrische Mus­ter zu schrei­ben. Warum sollte es dann nicht möglich sein, das auf simple elektrische Schaltun­gen zu übertragen?«.

Gesagt, getan. Eine Informatikgruppe der Klassenstufe zehn erstellte eine Liste aller wichtigen Schaltzeichen. Dann skizzierten die Schüler zunächst das Roh-, dann das Reinlayout auf Millimeterpapierraster. Oberster Anspruch war natürlich die Genauigkeit. Komplexere Zeichen wie etwa der Transformator und der Heiß- und Kaltleiter waren dabei echte Herausforderungen.

Zum Schluss setzte Helmar Fischer die einzelnen Vektorgrafiken im Fonteditor FontLab zur Schrift ESchaltung zusammen. Den Test übernahmen die Physikkollegen an der Schule – und waren begeistert. Herunterladen kann man den Font auf der Website der Schule. Für den nicht kommerziellen Gebrauch von Lehrern, Schülern und Studenten ist er kostenlos. Bleibt zu wünschen, dass mehr Schulen das Thema Typografie so genial in den Schulalltag integrieren.

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Dank des Fonts ESchaltung braucht man Symbole für elektrische Schaltungen nun nicht mehr per Hand zu zeichnen

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»Ich schreib mir mal schnell eine elektrische Schaltung« – dieses Projekt realisierten Schüler der Dresdener Oberschule Weixdorf in den Fächern Informatik und Physik

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